Gestern Abend war mein Schreib-Elan plötzlich wie weggewischt. War aber auch nicht weiter schlimm. Bin dann wieder mal auf meiner Lieblingssingleseite unterwegs gewesen.

Erstaunlich finde ich es immer wieder, auf bekannte Gesichter oder entsprechende Nickname zu treffen, die eigentlich aufgrund erfolgreich abgeschlossener Suche zwischenzeitlich ihren Account abgemeldet haben. Einige davon weisen vorab noch ca. ein viertel Jahr darauf hin, dass sie ja nun vergeben sind, dies nur noch kurz kundtun wollen um dann ihr Profil endgültig zu löschen.

Also, lange Rede kurzer Sinn: F. ist wieder online. Wir machten ein paar Scherze und sie frug schlussendlich: Ausbaufähig …?
Tja, was soll ich sagen … vor’m halben Jahr bestimmt.
Da hatten wir erstmals miteinander zu tun (bevor sie ihr Profil stilllegte weil sie nicht mehr suchte).
Jetzt mein’ ich eher nicht.

Bin heut’ mit Tüdi in der Stadt gewesen. Sie hatte letzte Nacht diese erstmals mit dem aktuellen Anwärter auf die Stelle „mein neuer Freund“ verbracht. Die erste Stunde unseres gemeinsamen Stadtbummels musste ich mir anhören, dass sie nächtens guten Sex hatte. Ich meine, ich hatte ’s nach fünf Minuten schon verstanden …
Das kriegt sie wieder.

Ich glaub’ ich hab’ Ina heut in der Stadt gesehen. Aber der Mann bei ihr war nicht ihrer. So gesehen könnt’ sie’s wirklich gewesen sein …

Seh’n oder sprechen wir uns nächste Woche?
Nein. Ich habe kein schönes Wochenende hinter mir.
Die Gespenster sind zurückgekehrt.
Ich habe gemerkt, dass ich es noch nicht verarbeitet habe. Ich brauche jetzt Zeit für mich, will nichts überstürzen.
Ist okay …
Ich ruf’ Dich die Woche darauf an.
Ich will das nicht. Sag mir jetzt nicht, dass Du mich in einer Woche anrufst.
Ich will, dass Du anrufst, weil Du meine Stimme hören willst, weil Du Dich sehnst, weil Du Dich freust … nicht weil der Wecker klingelt.
Gut. Dann sag ich jetzt nicht dass ich Dich anrufe. Schlaf gut!
Ja … schlaf Du auch gut …

Sie hat nicht angerufen.

Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen. Mein permanent Geräusche produzierender Kollege ist ins Wochenende aufgebrochen.
Über die Flure schallt seit einer knappen halben Stunde ein mehrstimmiges fröhliches und stetig abebbendes „schönes Wochenende“.

Ruhe...
Das höchste Glück auf Erden kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz.
Schiller

Endlich bin ich alleine.
Das Telefon befindet sich mittlerweile im stand-by-modus was nichts anderes heisst, als das ich meinen Schreibtisch frei bekomme, mein Postfach aufräume, den Bürokaffee leere und irgendwann als letzter das Licht ausmache.

Und ich habe noch keine Verabredungen für die nächsten sechzig Stunden.

Ruhe ...

Und mir geht’s sauwohl dabei!

Auch die bedrückenste Gegenwart ist demnächst Vergangenheit.
Cliff Allistair McLean